Überfällige Diskussion in der Beckrather Sporthalle

„Sportstättenentwicklung an den Standorten Beckrath und Mönchengladbach“ – so der offizielle Titel eines OB-Kandidaten-Talks, an dem Frank Boss (CDU), Felix Heinrichs (SPD), Stefan Dahlmanns (FDP), Dr. Boris Wolkowski (GRÜNE) und Sebastian Merkens (LINKE) teilnahmen.

 

Sie diskutierten mit Gästen, die in der Hauptsache aus Beckrath, Wickrathberg und Wickrathhahn kamen. Benjamin Willems moderierte und kündigte eine Diskussion an, in der Probleme und Herausforderungen thematisiert würden.

Der 1. Aufschlag gehörte Frank Boss, der zur Eröffnung des Kunstrasenplatzes für die Fußballvereine aus Wickrathhahn und Wickrathberg auf Beckrather Gebiet anwesend war. Er schilderte, wie es damals mit gemeinsamen Kraftanstrengungen zu diesem schönen Platz kam.

Sehr schnell wurde damals aber auch klar: Uns fehlen die entsprechenden Sozial- und Umkleideräume. Dennoch: Der neue Platz war damals für die Sportler (über)lebenswichtig.

Bei aller Freude über das gelungene Projekt, drehte sich langsam die Diskussion. Den Wechsel leitete Frank Oellers ein, der dem Beckrather Heimatverein vorsteht: „Für das Lokalderby haben wir also auf neutralem Boden eine Fläche geschaffen. Wenn ich höre, dass die Vereine miteinander arbeiten sollen und gemeinsam auch etwas erreichen können, dann frage ich mich: Wir haben in Beckrath die Feuerwehr, den Handballverein, den Gesangverein, den Heimatverein. Wo ist der Vorteil für diese Vereine, die etwas für den Fußball getan haben?"

Es folgte eine Diskussion, die die Probleme in Beckrath deutlich offenlegte.

Der Dorf- bzw. Festplatz ist zum Parkplatz „verkommen“, die Infrastruktur ist trotz mehr Menschen und damit verbundenem Verkehr nicht mitgewachsen, die Feuerwehr kommt bei Einsätzen mitunter schwer durch die Straßen auf ihrem Weg zum Einsatzort, die Busse der NEW haben ähnliche Probleme (entsprechend oft ist die Polizei vor Ort).

Wenn Fußball gespielt wird, der Beach-Handball / -Volleyballplatz bespielt wird und in der Halle eine Turngruppe Sport betreibt, dann platzen Parkplatz (der eigentlich ein Festplatz ist) und die anliegenden Straßen nahezu auseinander. An einem Samstag kann es durchaus sein, dass ca. 20 Mannschaften sich die „Klinke“ in die Hand geben. Mangels Infrastruktur sowohl auf den Sportplätzen, als auch auf den Straßen gelingt der reibungslose Wechsel der Mannschaften nur schwer.

Ein Beckrather erzählt: „Ich bin einer der Vorbesitzer des ehemaligen Aschenplatzes, bin Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Beckrath (die seit 3 Monaten eine Toilette ihr eigen nennt und vorher keine Sozialräume hatte) und bin Nebenerwerbslandwirt. Ich brauche erst gar nicht den Versuch zu unternehmen, mit landwirtschaftlichem Gerät durch das Dorf zu fahren in dem ich zu Hause bin. Dazu kommt, dass Rheinbraun nahezu alle Wege kappt. Die Infrastruktur hier auf dem Platz, auf den Ortsstraßen und im Umfeld (incl. der Feldwege) ist fast nicht mehr tragbar. Das sage ich als Landwirt, als Dorfbewohner und als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Alle Versprechungen, die damals gemacht wurden, sind nicht eingetreten.“

An dieser Stelle wurde überdeutlich: Die Sportler vermissen schmerzlich ihre Umkleide- und Sozialräume – aber der Handlungsbedarf betreffend Infrastruktur ist um ein Vielfaches höher.

Die Diskussion wurde von den Beckrathern engagiert und vehement geführt. Dennoch herrschte eine gute Diskussionskultur. Die Beteiligten gingen achtsam miteinander um. Es war der Wille zu erkennen, dass Wickrathhahner, Wickrathberger und Beckrather einen Konsens finden wollen. In erster Linie muss den Beckrathern geholfen werden – im Idealfall könnte ein Projekt Wickrath-Land aufgelegt werden.

Den politischen Vertretern wurde an diesem Abend schnell klar, dass bei allem guten Willen in der Vergangenheit hier etwas ziemlich schief gelaufen ist. Alle sagten an diesem Abend Hilfe zu. Uneinigkeit bestand lediglich darin, ob diese Hilfe eine Hol- oder eine Bringschuld ist.

Frank Boss ist der Meinung: „Sagen Sie uns klar, was Sie wollen!“

Die Bürger vertraten die Auffassung, das hätten sie an diesem Abend doch getan.

Die übrigen OB-Kandidaten waren der Meinung, dass Politik und Verwaltung hier gefordert sind, ihr Wissen und ihr Können für den Bürger einzusetzen. Möglicherweise wird es ein Werkstattverfahren geben, in dem Bürger, Verwaltung und Politik gemeinsam Lösungen erarbeiten.

Im Rahmen der Abschluss-Statements machte Sebastian Merkens klar, dass er zwar nicht OB werde, aber versprechen könne, den künftigen OB in den nächsten Jahren immer wieder an diesen Abend zu erinnern. Ein wenig verwirrt sei er auch: Schließlich habe er geglaubt, in Beckrath sei das gelobte CDU-Land, in dem alles in Ordnung sei.

Trotz eines Diskussionsabends, der überfällig war und der es „in sich“ hatte, gab es Lob aus der Politik: Der Abend war die bisher einzige Veranstaltung, zu der Bürger die OB-Kandidaten eingeladen hätten.

Bleiben wir beim Sport: Der Abend endete 1 : 0 für Beckrath und Wickrath-Land. Für eine Verbesserung der Gesamtlage bedarf es weiterhin eines engagierten Einsatzes.

 

Quelle: Werner Erkens: Wickrather Nachrichten vom 20. August 2020